Die Idee einer Schülerzeitung an einer Schule für Kranke – oder: wie die HOPPLA entstanden ist.

Ja, wir geben es offen zu und genieren uns dafür nicht: Die Idee ist geklaut oder besser „abgeschaut“. Denn in der Düsseldorfer Alfred-Adler-Schule gab es die“ KLAPSe“. Die haben wir auf einer SchuPs-Tagung, also der Tagung, wo ganz viele Lehrerinnen und Lehrer, die an Psychiatrieschulen arbeiten, zusammenkommen und sich austauschen, kennengelernt. Die Zeitung hat uns sofort elektrisiert und wir nahmen uns vor, auch in Herborn das Projekt „Schülerzeitung“ zu starten. Das war 2003.

Immer montags in der 5. Und 6. Stunde war ab da „Schülerzeitungs-AG“. Und immer bis heute mit festem Ablaufritual: Redaktionskonferenz wie bei einer richtigen Zeitung, dann Arbeitsphase und am Ende gemeinsam online im Trainingslager ein bekanntes Wissensquiz spielen, wo man Millionär werden kann.

Wir starteten mit einer festen Lerngruppe, zu der sich freiwillig weitere Schüler hinzugesellen konnten. Schnell gab es einen Ideenpool, was alles in eine Schülerzeitung kann, damit neu hinzukommende Redaktionsmitglieder schon Ideen an die Hand bekamen. Wir entschieden uns für „Publisher“ als Schreib- und Layoutprogramm, das damals Vorteile für das Layout gegenüber dem bekannteren WORD-Programm hatte. Wir gestalteten ein Seitenlayout, das bis heute beibehalten wird, entwarfen eine Titelseite, die wir ebenfalls bis heute immer etwas variiert zur Wiedererkennung der Zeitung nutzen. Eine Zensur findet nur statt, wenn Texte gewaltverherrlichend, sexistisch, rassistisch sind oder nicht den „guten Geschmack“ treffen. Selbstverständlich werden in der Schülerzeitung keine Krankheitsbilder verherrlicht…

 

 

 

Als sogenannte Interimsschule, also mit nur kurz an unserer Schule verbleibenden Redaktionsmitgliedern, vereinbarten wir, dass jedes Redaktionsmitglied, das an der Schülerzeitung mitwirkt, ein fertiges Exemplar per Post erhält, wenn es nicht mehr an unserer Schule ist. Denn die Schülerzeitung erscheint einmal jährlich, Herausgabe und Präsentation ist zum Sommerfest der Klinik.

Ein Titel war schnell gefunden: „HOPPLA“, eine im Volksmund entstandene besondere Bezeichnung der Herborner Psychiatrie, wohl aus dem ehemaligen Begriff „Heil-und Pflegeanstalt (Hupfla“). Aber der Begriff kann auch anders gelesen werden, z.B. ein „augenzwinkerndes Erstaunen“ oder „kann ja mal passieren“.

Auch ein Maskottchen musste herbei. Wie der „Hajö“ entstanden ist, der bis heute alle Ausgaben ironisch, witzig, gelegentlich auch etwas bissig begleitet,  könnt unter seinem separaten Punkt erfahren.

2005 beschlossen wir beim „Schülerzeitungswettbewerb der Länder“ mitzumachen, was bis heute sich als eine einzige Erfolgsstory liest. Aus den Texten, die in der Hoppla veröffentlicht wurden, ist durch die Teilnahme im Rahmenprogramm der Herborner Poetry-Slams das „Stimmgeber-Projekt“ entstanden, welches als „Antistigmatisierungsprojekt“ den Preis der hessischen Landesregierung für besonderes soziales Bürgerengagement bekam. Mittlerweile gibt es ein Buchprojekt, ein weiteres steht kurz vor der Veröffentlichung. Unsere Texte wurden durch eine Malgruppe der Diakonie in tolle Gemälde umgesetzt und in mehreren Vernissagen der Öffentlichkeit präsentiert. Die Stimmgeber kann man auch auf youtube bewundern, einfach Stichwort „Stimmgeber“ eingeben.

Ihr seht: wir arbeiten intensiv daran auch weiterhin erfolgreich zu sein, die Hoppla ist in der Schule ein Selbstläufer, die Schüler reißen sich darum, Mitglied der Redaktion zu sein…

Und wer liest die HOPPLA? Weltweit kann das jetzt hier jeder, der einen Onlinezugang hat. Die Druckversion ist aber sehr begehrt bei Chefärzten, Therapeuten, Klinikmitarbeitern, natürlich bei den Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern. Aber auch so mancher Promi hat schon die HOPPLA in der Hand gehabt und darin geschmökert…

Rolf Eisel & Rainer Staska („Chefredakteure“)